Das perfekte Fahrrad – Die Eierlegende… Teil 2

Das perfekte Fahrrad. Die Suche geht weiter.

Nachdem ich mich im letzten Beitrag vor allem theoretisch mit dem perfekten Fahrrad auseinandergesetzt habe, möchte ich nun ein paar Beispiele aus der Praxis zeigen.

Sechs tolle Fahrräder von begeisterten Radfahrern, die in der praktischen Umsetzung ihrer Eierlegenden Rollmichsau schon ein Stück weiter sind als ich.

Aber seht selbst…

 

Randonneusen: Für Langstrecken mit wenig Gepäck

Bei Randonneusen handelt es sich – stark vereinfacht ausgedrückt – um Rennräder, die mit Schutzblechen und Beleuchtung für Übernacht-Fahrten ausgestattet sind, und manchmal auch mit einem Baguette-Träger als Unterstützung für die Lenkertasche.

Entstanden ist die Idee für diese Art von Rädern schon sehr früh in Frankreich, dem Mutterland der Randonneure und ihrer Bewegung. Sie sind wie geschaffen für ihre Langstrecken-Prüfungen, die man als Brevets bezeichnet.

Sie reichen von 200 bis weit über 1.000 Kilometern Länge. Die Mutter aller Brevets ist der Klassiker Paris-Brest-Paris mit ca. 1.200 Kilometern Länge, die in längstens 90 Stunden absolviert werden müssen. Mehr Informationen zu den Brevets gibt es auf der offiziellen Website der Audax Randonneure Deutschland.

Doch nun ein paar Beispiele für diese Art von Fahrrädern, die einer Allzweckwaffe, wie ich sie suche, schon sehr nahe kommen:

Alex Singer Randoneuse ERS
Klassisch, elegant und auch exklusiv: Alex Singer Randonneuse von Dirk
Das perfekte Fahrrad
Baguette-Träger und Beleuchtung am Alex Singer

 

Das perfekte Fahrrad
Modern und klassisch: Andre’s Randonneuse auf Basis eines Dawes Galaxy

 

Das perfekte Fahrrad
Randonneur für mehr Komfort: Gelungener 650b-Umbau von Roy aus Köln
Randonneure für eine mehrtägige Radreise mit Gepäck

Will man mehr Gepäck mitnehmen, wie es bei mehrtägigen Radreisen in der Regel erforderlich ist, oder etwas bequemer und Gelände-gängiger unterwegs sein, dann kommt der reisetauglichere Randonneur mit Gepäckträger und/oder Low-Rider zum Einsatz.

Diese Rahmen haben meist schon spezielle Anbauteile und Gewinde zur Befestigung der Gepäckträger und bieten mehr Reifenfreiheit. In der Regel haben sie auch eine  gutmütigere Geometrie und weisen etwas robustere Rohrsätze auf, was sich zusätzlich zu den Gepäckträgern auf das Gewicht auswirkt.

Das perfekte Fahrrad
Frontlader mit Ausbau-Option für mehr Gepäck: Klaus’ Kildemoes aus den 90ern https://tassosblog.wordpress.com/

 

Das Perfekte Fahrrad
Japanischer Reiserad-Klassiker: Roy’s Bridgestone T700 Randonneur

 

Das perfekte Fahrrad
Sicherlich ganz nahe am perfekten Rad: Vogel Randonneur von Klaus https://tassosblog.wordpress.com/

 

Das perfekte Fahrrad ist individuell

Die hier beispielhaft gezeigten Räder weisen alle viel von dem auf, was ich mir persönlich von einem perfekten Fahrrad erhoffe, sonst hätte ich sie in diesem Kontext nicht gezeigt.

Sie zeigen, dass das perfekte Rad keine Frage des Budgets sein muss, wohl aber sein kann. Sie haben alle gemeinsam, was für mich nicht verhandelbar ist: Stahlrahmen und Rennlenker.

Und bei genauerem Blick offenbaren sie auch, dass viele Wege zum Ziel führen können. Ob man nämlich zwei Kettenblätter bevorzugt oder drei, eine klassische Seiten- bzw. Mittelzug-Bremse wählt, oder gleich Cantilever-Bremsen, das dürfte eine Frage der individuellen Vorlieben sein.

Und auch wenn die Eierlegende Rollmichsau die perfekte Allzweckwaffe sein soll, so entscheidet sich z.B. die Frage nach dem geeigneten Beleuchtungs-Konzept an der individuellen Einsatzgrenze. Bei Paris – Brest – Paris etwa, wo man mehrere Nächte durchgehend unterwegs ist, ist man mit einem Dynamo sicherlich besser beraten als mit einer Batterieleuchte.

Auf einer längeren Radreise hingegen, wo die Beleuchtung eher als Back-Up für die gelegentliche Tunnel-Durchfahrt oder eine verspätete Quartiersuche dient, kommt man mit einem Batterie-Licht auch aus, zumindest für hinten, was einem die komplexe Kabelführung durch den Rahmen erspart.

Fortsetzen möchte ich dieses Thema deshalb irgendwann auch mit der Frage: Wie sieht das perfekte Fahrrad für mich individuell aus? Und zwar im Detail.

Danksagung!

Bedanken möchte ich mich bei meinen Mitstreitern und Leidenschafts-Genossen des Klassikerforums auf Rennrad-News.de für die in diesem Beitrag gezeigten Bilder. Ohne diese blieben alle Erörterungen doch nur graue Theorie.

*Das Titelbild zu diesem Beitrag zeigt den 650b-Umbau von Roy aus Köln.

9 Antworten auf „Das perfekte Fahrrad – Die Eierlegende… Teil 2“

  1. Ein spannendes Thema. Ich bin freue mich schon auf Deine Fortsetzung, Deine Überlegungen im Detail und werde dann bei Gelegenheit ungefragt meinen Senf dazugeben. :-))

    1. Hallo Heiko,

      das wird noch ein wenig dauern, denn aktuell suche ich noch nach der geeigneten Basis für einen weiteren eigenen Aufbau. Aber das Thema fesselt mich, und ich freue mich über jede Anregung dazu.

      Gruß Sebastian

  2. In welche Richtung suchst Du denn die Grundlage? Das beste Preis- Leistungsverhältnis bekommst Du imho wenn Du das so machst wie Andre, also gebrauchten hochwertigen Rahmen kaufen, nötige oder gewünschte Änderungen von einem Rahmenbauer machen lassen und individuell lackieren lassen.
    Musst beim Kauf halt nur darauf achten, dass neben den üblichen Maßen auch z. B. genug Platz für die geplante Reifenbreite ist. Beim Rahmen würde ich am wenigsten sparen. Anbauteile kannst Du auch nach Jahren aufrüsten, wenn Du da jetzt insgesamt nicht soviel für ausgeben möchtest. Wenn Geld nicht so wichtig ist, dann mach’s so wie Klaus 🙂

    1. Darauf müsste ich im Grunde mit einem ganzen Beitrag antworten. Der muss aber noch etwas warten. Ich kann Dir noch gar nicht sagen, welche Basis ich dafür endgültig suche. Das perfekte Rad ist für mich mehr als die Summe passender technischer Eigenschaften. Es muss mir zusätzlich schlicht gefallen. Derzeit favorisiere ich einen Rennradrahmen aus den frühen 1980ern als Basis. Zu dieser Zeit hatten sie oft noch Ösen an den Ausfallenden und ausreichend Platz für breitere Reifen und Schutzbleche. In den Siebzigern hatten sie das fast immer, aber ein 120mm Hinterbau bzw. Platz für magere 5 Ritzel ist mir dann doch etwas zu knapp. Langfristig lass ich mir wahrscheinlich einen bauen (wie beschrieben, nur mit 130mm Hinterbau). Aber davor sind noch ein paar Experimente gefragt.

      Gruß Sebastian

  3. Dass es ein Rad für alles gibt, davon hab ich mich schon lange verabschiedet. Mir reicht der Kompromiss schon, den ich beim Reiserad eingegangen bin. Da bau ich den Gepäckträger an den Crosser und geh auf Tour. Die restliche Zeit fahre ich damit durch den Wald. Zwei LRS für den schnellen Umstieg Gravel/Straße. Aber ich käme nie auf die Idee, das Ganze als Rennradersatz mit Slicks auf der Straße zu fahren, wie man es immer wieder sieht. Die Einschränkungen wären mir zu groß. Am Ende bewahrheitet sich dann also wieder n+1

    1. Hi Tom,

      n+1 ergibt sich bei mir momentan eher aus der Freude, neue „alte“ Rennräder zu kaufen 😉 aber ich verstehe, was Du meinst. Und genau das ist doch der Reiz an der Suche nach dem besten Kompromiss, der am Ende für jeden anders aussehen wird. Ich fahre zum Beispiel mit 28er Panaracer Paselas genauso gerne durch den Wald wie auf der Straße, für mich also ein Top-Produkt. Für jemanden, der Perfektion anstrebt, wird er auf dem einen wie dem anderen Untergrund nicht genügen. Gerade momentan fehlt mir ein flotter, geländegängiger und reisetauglicher Untersatz und ich bastel mal wieder rum. Doch eines Tages lass ich mir den passenden Rahmen dafür bauen (Stahl, klassische Renn-Geo, Ösen und ausreichend Reifenfreiheit), mir muss nur noch der passende Rahmenbauer über den Weg laufen 🙂

      Beste Grüße
      Sebastian

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