650b-Randonneur im zweiten Anlauf

Kaum ein Fahrradtyp kann mich so in seinen Bann ziehen, wie ein leichtes Reiserad mit Rennlenker. Ähnlich dem Aufbau der klassischen Randonneur Rennräder, wie sie viele Langstreckenradler seit Jahrzehnten schätzen.

Wenn ein derart gestaltetes Reise- oder Ranndoneur-Fahrrad dann noch auf einem klassischen Rennradrahmen aus Stahl basiert, dann fühle ich mich wirklich abgeholt in meinen Vorstellungen vom perfekten Rad.

Doch was hat das eigentlich mit dem Laufradmaß 650b zu tun?

Mein zweiter Versuch in Sachen 650b

Obwohl ich mich selbst gerade mehr auf den eher kurzen Feierabendrunden mit klassischen Rennrädern wohl fühle, begleiten mich ständig Überlegungen zum Aufbau der perfekten Allzweckwaffe mit zwei Rädern.

Mein letzter Umbauversuch eines klassischen Rennrades zum reisetauglichen Rennrad oder Randonneur im vergangenen Jahr erbrachte nicht ganz das erhoffte Ergebnis, aber das lag weniger an der zugrundeliegenden Idee als vielmehr an der Auswahl des Probanden.

Das 1984er Fuji Team Rennrad erfüllte trotz vorhandener Ösen nicht die notwendigen Voraussetzungen, weder für eine einfache Nachrüstung mit Schutzblechen, noch für den Einsatz von Reifen mit reisetauglicher Breite.

Der Hinterbau des Fuji war einfach zu schmal

Und auch der Versuch, den nötigen Raum dafür durch einen Umbau auf 650b Laufräder (650b = 27,5 Zoll) zu schaffen, schlug letztlich vor allem aufgrund des zu engen Hinterbaus fehl. Darüber und über die grundsätzlichen Anforderungen an einen650b-Umbau habe ich in dem damaligen Beitrag  650b-Umbau: Ein Rennrad zum Reisen ausführlich geschrieben.

Die Faszination durch einen solchen Umbau noch näher an das perfekte Reise-Rennrad zu kommen, hat mich nicht verlassen.

Voraussetzungen für einen erfolgreichen 650b-Umbau

Die wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Umbau vom klassischen 28-Zoll Rennrad zum 650b Randonneur möchte ich hier trotz der ausführlichen Behandlung in oben genannten Beitrag noch einmal kurz wiederholen:

  • Klassische Gabelbrücke mit Raum für Schutzblech und Reifen >28mm
  • Reifenfreiheit im Hinterbau für Schutzblech und Reifen >28mm
  • Bremsmaß erlaubt die umbaubedingte Verlängerung um 17mm
  • Relativ hoch gelegenes Tretlagergehäuse für Pedalfreiheit in der Kurve

Anmerkung: Das Tretlager wird nach dem Umbau je nach neuem Reifendurchmesser bis zu einem Zentimeter tiefer liegen – je breiter der Reifen, desto weniger.

Ein neuer Kandidat für den 650b-Umbau

Anfang Herbst konnte ich rechtzeitig für den Aufbau eines wintertauglichen Rades einen günstigen Kandidaten erwerben. Ein einfacher, aber gut verarbeiteter Stahlrahmen aus Vitus Durifort 888 Rohren, der vermutlich Ende der Siebziger Jahre von einem Schweizer Radhändler unter dem Label Caminada vermarktet wurde.

Die benötigten Komponenten hatte ich seit dem Versuch mit dem Fuji bereits im Keller. Lediglich die üblichen Anpassungen der Komponenten an die neuen Maße mit Vorbau und Sattelstütze waren noch nötig.

Da der Rahmen etwas breiter gebaut ist, entschied ich mich außerdem für den Einsatz eines 7-fach Zahnkranzes und den Wechsel zur optisch und technisch ansprechenden Sachs New Success Schaltgruppe.

650b-Umbau auf Basis eines Caminada Rennrades aus Ende der 70er Jahre

Alltags- und Reisetauglich wird das nackte 650b Rennrad durch die Ergänzung eines Tubus-Edelstahl-Gepäckträgers und 38mm breite Schutzbleche von Velo-Orange. Es rollt derzeit auf recht einfachen, aber äußerst robusten Continental Reifen im recht seltenen Maß 32-584.

Ausreichend Platz im Hinterbau für Schutzblech und 32er Reifen
Der Umbau zum 650b Randonneur

Der Umbau auf den 650b-Laufradstandard gestaltete sich mit dem Caminada von Anfang an problemlos. Der Rahmen bietet nicht nur ausreichend Platz in Gabel und Hinterbau, auch das Bremsmaß bleibt mit 72mm noch im realisierbaren Bereich der langen Tektro R559 Bremsen.

Ausreichend Raum und ein gerade noch realisierbares Bremsmaß

Die Tretlagerhöhe ist mit mehr als 270mm trotz der kleineren Laufräder und den aufgezogenen 32mm-Reifen ausreichend hoch für schnelle Kurven. Bei vielen 28-Zoll Rennrädern liegt das Tretlager tiefer.

Tretlagerhöhe nach dem 650b-Umbau

Der Rahmen ist mit einer Rahmenhöhe von 55cm (c-t) im Vergleich zu meinen 53er und 54er Rennrädern eher groß für mich. Die Sitzposition ist damit für längere Ausfahrten und im wenig trainingsintensiven Winter etwas weniger sportlich.

Einzig der eher schmale Nitto Randonneur Lenker kann mich noch nicht vollends überzeugen, vor allem im Wiegetritt ist mir die Bremsgriffposition damit etwas zu schmal.

Das Caminada in 650b – Randonneur mit breitem Einsatzspektrum
Fazit:

Der Umbau eines klassischen Rennrades auf den komfortablen 650b-Standard kann sich lohnen, wenn man sich den Umbau-Kandidaten vorher hinsichtlich Reifenfreiheit, Bremsmaß und Tretlagerhöhe genau ansieht.

Langzeiterfahrung habe ich mit dem Caminada noch nicht, aber Spaß macht das Rad jetzt schon. Es rollt komfortabel über alle Straßenunebenheiten und fühlt  sich dabei immer agil an. Auch die Sitzposition auf dem etwas größeren Rahmen ist mir sehr angenehm.

Der tolle Fuji Team Rahmen übrigens, wartet derweil bei einem befreundeten Rennradsammler aus dem Frankfurter Raum darauf, wieder als reinrassiges Rennrad aufgebaut zu werden.

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